Biozertifikate sinnvoll?

Ich traue den Zertifizierungsstellen nicht:


Die Biozertifikate werden privatwirtschaftlich organisiert und die Klassifizierungsgesellschaften sind wirtschaftlich von den zu prüfenden Betrieben abhängig. Außerdem haben die Bio-Kontrollstellen nicht die Kontrollmöglichkeiten und Autorität der Lebensmittel-Überwachungsämter.
Die „Bioskandale“ der Jahre 2008/ 2009 geben mir Recht: Geflügelfleischskandal in Delbrück, Westfalen. Hier war der größte Bio- Mäster Europas ansässig.
Die Masche dieses Betriebes war ganz einfach und ist in der Bio-Branche üblich:
Bauernhof macht „ Bioanbau“ Bauer gründet Service- oder Vermarktungs- GmbH. Kontrolliert wird der Bauernhof. Über die GmbH betreibt der Bauer seine Handelsaktivitäten. Futtereinkauf, Bio-Handelsware etc.
Ist die Gesellschaft schön verschachtelt wie zum Beispiel: Werkstatt Unna >
Werkhof Projekt gGmbH> Werkhof Service GmbH> Abokiste 24 bleibt die Transparenz auf der Strecke.
Beispiel: Am 12. 02.2010 verkaufte die Firma Abokiste 24 auf dem Wochenmarkt in Unna 1 kg Bio-Tomaten für 1,99 € . Im Onlineshop war der Preis 3,29 €. Der Einkaufspreis für Biotomaten lag in der Woche bei über 3,00 € !!. Entweder soll hier mit gezieltem Preisdumping ein Mitbewerber fertig gemacht werden? Oder die Ware musste ganz schnell weg bevor die Biokontrolle kommt?? Oder hat die Werkstatt Unna einen Etatposten frei der noch schnell verballert werden muss? Ich gehe mal von der 1. Möglichkeit aus. Diese rüden Discounter-Methoden sind der Geschäftsführung Werkhof Service GmbH ja aus früherer Tätigkeit bekannt.
Außerdem: Im Januar Biotomaten?? Die Ökobilanz würde mich interessieren.
Allein in Deutschland sind fast 30 Firmen als Bio-Zertifizierer zugelassen! EU weit sind es nach meiner Schätzung 100 Zulassungsstellen für Biozertifikate.
Ein großer Teil der Bio Baumwolle aus Indien der Ernte 2009 entsprach nicht dem EG Bio Standard. Die zuständige niederländische Kontrollgesellschaft hat bewusst diese Ware als Bioware durch gewinkt.
Und immer daran denken: Warum sollten die Öko-Kontrollstellen besser arbeiten als die Rating-Agenturen der Finanzindustrie:
Für Chinesen und Inder (Brahmanen und Sikhs) sind wir Westeuropäer Barbaren. Diese Länder produzieren ihre Ware für den Weltmarkt.
Wird in großen Mengen Bio–Darjeeling nachgefragt ,wird in großen Mengen Bio-Darjeeling produziert:
Gäbe es eine Möglichkeit die Biokontrolle an der Schnittstelle Einzelhandel/ Endverbraucher zu kontrollieren wäre viel gewonnen, ist aber nicht gewollt.

Ich lese immer wieder gerne Interna aus der Öko-Szene:

Besonders unter dem Aspekt der Entwicklung über mehrere Jahrzehnte:
Ich war von 1984 bis 1992 in der Öko-Szene mit eigenen Läden tätig und auch In Verbänden tätig.
Unter wirtschaftlichen Aspekten um eine Familie zu ernähren: Eine Katastrophe!
Weiterhin hatte ich als bekennender und genetischer Sauerländer das Problem mit den “verdeckten Transaktionen” des Edelmenschentums. Stichwörter: Biokost ist gesünder, Nahrungsergänzungen wie z.B. Braunhirse etc.
Einer meiner besten Freunde betrieb bis 2015 eine Demeter-Gärtnerei und ich sehe da wie sich eine Familie mit vollem Risiko und 70 Stundenwoche so eben über Wasser hält.
Da gibt es landwirtschaftliche Nebenerwerbsbetriebe die genau so gut und sicher wirtschaften wie Bio-zertifizierte Betriebe, aber aus Kostengründen keine Zertifizierung anstreben. Ich kenne mindestens 10 Betriebe!
Weiterhin haben wir für den mittelgroßen Bauernhof meines Schwagers Anfang des Jahrtausend einen Plan zur Bioumstellung erarbeitet: Unter seriösen Bedingungen: Nicht durchführbar!
Da der Hof seit 600 Jahren existiert und auch weiter existieren soll, ist mein Schwager heute Energiewirt und Verpächter. Bauern denken in anderen Zeitdimensionen und sind mit Ihrer Scholle verwachsen.
Das ist die Realität und nicht das Wolkenkuckucksheim der Bioverbände.
Zumal die meisten Funktionäre in den Öko-Verbänden und Ökokontrollstellen keine Bauern oder Gärtner, sondern Schreibtischtäter sind.
Haarsträubend, unter diesem Aspekt, finde ich das Geleitwort BCS EURÖKO NEWS 1/2011 von Herrn Grosch.
Herr Grosch ärgert sich über die Ungleichbehandlung bei Kontrollen der Öko zur konventionell Lebensmittelproduktion.
Die Antwort hat Herr Grosch selbst gegeben:
In BCS EURÖKO NEWS 1/2010: “Verbesserung des Kontrollsystems” Die Geister die er rief!
Besondere Anmerkung zu Futtermittelherstellung und -Import:
Bis vor 15 Jahren wurden von meinem Schwiegervater auf dem Bauernhof die Futtermittel zur Tiermast und Milchproduktion noch selbst angebaut und verarbeitet. Nur Soja wurde zugekauft.
Gott sei dank hat er damit aufgehört! Betriebswirtschaftlich eine Katastrophe!
Den gleichen Weg werden in Europa auch alle “Biofleisch”-Mäster gehen.