Lebensmittel ein hochwertiges Gut?

Ich war lange bei einem großen Handelskonzern, auch im Zentraleinkauf tätig. Ist lange her. In dieser Zeit wurde noch ein partnerschaftliches Verhältnis zu den Lieferanten gepflegt um die Lieferketten mit dem Stand der Zeit entsprechenden Qualität zu sichern:

Der Kulturwandel im Handel begann mit der Familie Albrecht.

Obwohl eine nach außen ” christliche” Darstellung wurden alle Grundprinzipien des ehrbaren Kaufmanns über den Haufen geschmissen.

Mitarbeiter Ausbeutung, Lieferketten: Friss oder stirb. Motto: Immer die Preisführerschaft.

Aus meinem persönlichen Umfeld der letzten 40 Jahre kenne ich einige Beispiele, in der Firmen durch Abhängigkeit zu den Discountern in Konkurs gingen oder erst durch ganz harten Sanierungen mit der Aufkündigung von Lieferverträgen der Discountern wieder profitabel wurden.

In einem Fall wurden hohe Fördermittel der Länder NRW und Rheinlandpfalz regelrecht versenkt.

Das Discounterproblem der Lieferanten:

Wenn die Zentraleinkäufer mit bekommen, das ein Lieferant, sagen wir mal zu über 50% der Umsätze mit ihrer Firma machen, werden die Daumenschrauben angelegt. Zum Beispiel: Aufdeckung der eigenen Kalkulation und GuV.

Wichtig: Den Handel mit Lebensmittel unterscheide ich in Nahrungsmittel (Fertigprodukte, Ceralien, etc) und frische Lebensmittel.

Bis in die 80er des 20. Jh. wurden die Lebensmittel , auch von den großen Genossenschaften z.B. Edeka & Rewe noch regional zugekauft. Die Lebensmittel mit regionaler Bedeutung kauften die Filialleiter / Inhaber auf den regionalen Großmärkten oder bei Bauern zu.

In dieser Zeit hatten die Discounter noch keine Lebensmittel gelistet, sondern nur Nahrungsmittel.

Zu dieser Zeit hatten auch die Verbraucherzentralen nur die Preisfindung, nicht die regionale Bedeutung der Lebensmittel Urproduktion und faire Lieferketten auf dem Schirm.

Die Fakten im Lebensmittelhandel heute:

  • Die Discounter gehen immer in die Preisführerschaft.
  • Können Produkte nicht mit Preisführerschaft angeboten werden, werden diese ausgelistet.
  • Die Preiskalkulation der Discounter ist immer gesichert.
  • Die deutschen Discountunternehmen sind die profitabelsten Unternehmen im deutschen Einzelhandel.

In dieser Gemengelage wird der Preisdruck immer an die Urproduktion Landwirtschaft weiter gegeben.

Die Urproduzenten tragen immer das gesamte Risiko. Es ist dadurch verständlich, dass Urproduzenten die derzeit gültigen Verordnungen und Gesetze bis an die Schmerzgrenze, und teilweise darüber hinaus dehnen.

Bedenken Sie: Landwirtschaft wird von Familienbetrieben in mehren Generationen betrieben und sind mit ihrer Scholle verwachsen.

Das gleiche Prozedere gilt auch die Biobranche: Die Bioanbauverbände und Zertifizierung – Gesellschaften arbeiten intensiv an ihren Lizenzgebühren. Diese sind immer gesichert, auch wenn der Biobetrieb nicht profitabel arbeiten kann.

Zur Fleischproduktion in Deutschland:

Die Firma Tönnies liefert nur was die Discounter anfordern. Tönnies ist der einzige Fleischbetrieb, der in der Lage und Willens ist die Preisdiktate der Discounter zu erfüllen.